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109er in Deutschland: Artikel auf Jacobin.de zum Wissenschaftszeitvertragsgesetz
Jacobin.de veröffentlichte heute einen Beitrag, der das deutsche Pendant zur gerade heftig diskutierten Novellierung des Paragraphen 109 des österreichischen Universitätsgesetz behandelt, nämlich das Wissenschaftszeitvertragsgesetz:
Hier ein paar der relevantesten Passagen:
„Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz prekarisiert die Forschenden und verschlechtert den akademischen Betrieb. Kritische Wissenschaft braucht Dauerstellen.
(…)
Das in Deutschland sonst geltende Arbeitsrecht wird durch das WissZeitVG in mehrfacher Hinsicht ausgehebelt: Da die maximale Befristungszeit auf beliebig viele Verträge mit unterschiedlichen Laufzeiten von zum Teil nur wenigen Monaten gestückelt werden kann, führt das WissZeitVG in der Praxis zu extremer beruflicher und finanzieller Unsicherheit. Da Hochschulen nach Belieben und ohne Sanktionen auf einen Anschlussvertrag verzichten können, laufen die anderswo wirksamen Regelungen zum Kündigungsschutz selbst bei Kranken, Schwerbehinderten oder Schwangeren ins Leere, da ihre Verträge einfach auslaufen, aber kein Anspruch auf Verlängerung besteht. Eine wissenschaftliche Karriere birgt so das ständige Risiko, nach Ablauf der jeweiligen Vertragslaufzeit vor dem Nichts zu stehen.
Auch ist es keinesfalls so, dass Menschen nach Ablauf der zwölf Jahre verlässlich ein unbefristetes Anstellungsverhältnis erwartet – im Gegenteil. Um die wenigen Lebenszeitprofessuren herrscht eine starke Konkurrenz, sodass im Durchschnitt drei von vier Personen, die die höchste Qualifikationsstufe erreicht haben, die Wissenschaft am Ende dennoch verlassen müssen. Dies geschieht keinesfalls, weil sie weniger hochwertige Arbeit leisten würden als die, die eine Professur bekommen, oder weil sie in der Wissenschaft in dieser Zahl nicht mehr gebraucht würden. Es liegt schlicht an dem durch die Gesetzeslage begünstigten Mangel an unbefristeten Stellen für wissenschaftliches Personal.
(…)
Das hochqualifizierte Personal, das mit Mitte 40 – nach jahrzehntelanger Ausbildung – zu einem in diesem Alter wenig aussichtsreichen Berufswechsel gezwungen ist, wird durch die jüngeren, wissenschaftlichen Absolventinnen und Absolventen ersetzt, die sich noch nach WissZeitVG befristen lassen. Auf diese Weise entsteht eine Personalrotation, die in der Öffentlichkeit gerne mit dem Bedarf an frischen Ideen verteidigt wird, de facto aber nur dazu dient, unbefristete Arbeitsverträge so weit wie möglich zu vermeiden.
Tatsächlich ist die Befristungsquote in der Wissenschaft deutlich höher als in anderen Branchen: Während 2019 knapp 12 Prozent der in Deutschland abhängig Beschäftigten in befristeten Arbeitsverhältnissen waren, geht die Wissenschaft einen Sonderweg mit derzeit 78 Prozent befristetem Personal.
(…)
Auch die wissenschaftliche Arbeit leidet: Anstatt sich der eigenen Forschung zu widmen, werden Bewerbungen geschrieben. Kreativität wird durch Existenzsorgen beeinträchtigt.“
Kurzer Kommentar (von Anton Tantner):
1) Leider fehlt der Hinweis auf die Organisierungen der letzten Jahre in Deutschland (also NGAWiss), vielleicht wurde das Wissen darum von den drei AutorInnen schlicht vorausgesetzt; verwiesen wird auf die folgenden 95 Thesen: https://95vswisszeitvg.wordpress.com/
2) Wege aus dem Dilemma werden bei all der korrekten Analyse und Kritik nur sehr zart angedeutet, aus dem Artikel zu extrapolieren wäre die Forderung nach mehr Dauerstellen, wozu neben mehr Finanzierung teils Gesetzesänderungen nötig sind, teils eine geänderte Einstellung der Univerwaltungen.
IG in den Medien
IG-Präsident Christian Cargnelli wurde von Arbeit und Wirtschaft befragt: Wie viel Demokratie braucht ein Unternehmen?
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Für die heute erscheinende Print-Ausgabe der Presse hat Theresa Aigner einen Artikel über die Unbill der Kettenvertragsregelung verfasst.
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Zum 15jährigen Bestehen der Ig berichten einige Medien über die Situation der LektorInnen und prekär beschäftigten WissenschafterInnen:
orf.science.at: Nichts zu verlieren als die Kettenverträge
Kurier: 15 Jahre IG Lektoren
Die Presse: Lektoren an den Unis: „Kann nur jedem abraten“
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Presse-Interview
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